Mittwoch, 18. Juli 2007

Grammatik im Taxi

Ein ausländischer Student kommt mit dem Zug am Bahnhof in Bonn an. Er möchte in Bonn studieren, weil er sein Deutsch verbessern möchte .

Da er sich in der Stadt noch nicht auskennt, beschließt er, ein Taxi zu nehmen. Etwas unsicher geht er am Taxistand auf einen Wagen zu. Dabei erinnert er sich an seinen Sprachkurs, an Vokabeln, Mustersätze, und grammatische Regeln: „Guten Tag“, „Ich möchte ....“, „eine Fahrkarte“, „einen Sitzplatz - (Akkusativ)“, „am Fenster - (Dativ)“. So geht es ihm durch den Kopf.

Aber je näher er zum Taxi kommt, desto nervöser wird er. Ihm ist noch gar nicht klar, was er dem Taxifahrer sagen soll. Sein Körper scheint sich wie von selbst voran zu bewegen.

Schneller als er dachte, öffnet seine Hand die Tür des Taxis. „Gutten Tak“, sagt sein Mund wie von alleine. Und schon sitzt er neben dem Fahrer, der sogleich den Motor startet und losfährt.

Der Fahrer hat kurz „Jooten Tach“ gesagt und fügt nun hinzu: „Wo soll`s dann hinjehen?“
Unser ausländischer Freund versteht zu seinem Entsetzen kein Wort. Er sucht verzweifelt nach bekannten sprachlichen Mustern. Vorsichtshalber nickt er zustimmend, denn er hat schon öfter erfahren, dass er mit dieser friedlichen Geste nicht viel falsch machen kann. Der Fahrer wiederholt seine Frage, zwar viel lauter als vorher, aber nicht deutlicher in der Aussprache. Wieder blickt der Student ihn fragend an und bleibt stumm vor Schreck.

Da wird der Taxifahrer ungeduldig und ruft ihm laut entgegen: „Wohin?“
- Wie aus der Pistole geschossen kommt die Antwort: „Akkusativ!“

Der Taxifahrer, ein der weiten Welt freundlich zugeneigter Rheinländer mit Menschenkenntnis und viel Erfahrung, antwortet lachend: „Joot, Jong, also dat Studienkollech?“ (Hochdeutsch: Gut, Junge, also das Studienkolleg?)


copyright 2005 by g.miklitz (mit kleinen Veränderungen zur Vereinfachung von mir)

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